Rüsselsheim hat Potential! Nach wie vor, auch wenn es über viele Jahre vernachlässigt und dadurch zur Abwanderung veranlasst wurde. Es ist genau diese Abwanderung, die zukünftig verhindert werden muss, um den Nachwuchs in Kunst, Kultur und Sport enger an Rüsselsheim zu binden. Es sind genau diesen drei Bereiche, die das größte Potential haben, eine Säule der Rüsselsheimer Stadtidentität zu werden und die nötige Strahlkraft nach außen zu haben, um dadurch auch Menschen von außerhalb in die Stadt zu locken.
Gesellschaft, Stadt, Zukunft
Rüsselsheim hat in den vergangenen 200 Jahren eine äußerst bewegte Entwicklung durchgemacht: von einer landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zu einer Arbeiter*innenstadt. Von einer Arbeiter*innestadt zu einer Industriestadt. Und von einer Industriestadt zu einer postindustriellen Gemeinde, die seit mehreren Jahrzehnten wieder auf der Suche nach sich selbst ist. Diese Selbstfindung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von der Stadt im besonderen Maße gefördert werden muss.
An erster Stelle steht die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit in den Stadtteilen und -bezirken, die neben der Arbeit der städtischen Jugendförderung, vor allem von sozial tätigen Vereinen und Verbänden getragen wird. Dabei betroffen sind nicht nur Betreuungsangebote, sondern auch wichtige Präventionsmöglichkeiten. Diese Förderung soll mithilfe von finanziellen Zuschüssen und der – falls notwendig – Bereitstellung von Räumlichkeiten erfolgen und weiter ausgebaut werden.
Im Bereich der Kinderbetreuung muss es oberste Priorität sein, dem Mangel an Erzieher*innen entgegenzuwirken. In erster Linie durch die Steigerung der Attraktivität der Erzieher*innenausbildung und Gestaltung des erzieherischen Anerkennungsjahr in Einrichtungen in städtischer Trägerschaft. Es gilt, generell die Arbeitsbedingungen, Vergütung und Wertschätzung des Berufs zu verbessern.
Feste und Veranstaltungsreihen, die in den vergangenen Jahren stets zur Selbstwahrnehmung der Stadt beigetragen haben, gilt es, weiterhin zu ermöglichen und durch langfristigere Projekte zu fördern, damit eine notwendige Selbstfindung zuerst nach innen und dann nach außen geschehen kann.
Das Klassikertreffen zählt zu einem der größten Oldtimer-Treffen und greift unmittelbar die Automobilgeschichte Rüsselsheims auf. Der Fortbestand der Veranstaltung muss weiter gewährleistet werden, indem sie zum einen auf feste finanzielle Beine durch Sponsoring gestellt wird und zum anderen an einen geeigneten Standort gelegt wird, welcher zu keinen Gefährdungen von Natur und Umwelt beiträgt. Dabei gilt es auch, frühestmöglich auf klimatische Veränderungen vorbereitet zu sein. Ähnliche Verfahren müssen auch auf Veranstaltungen wie das Weinfest und den Kunsthandwerkermarkt im Verna-Park angewandt werden. Der Weihnachtsmarkt hingegen soll an einen anderen geeigneteren Platz verlegt werden, um weitgreifende Schäden am Verna-Park im Winter zu verhindern. Alternative Veranstaltungsflächen wären z.B. eine Rückkehr auf den Marktplatz oder eine Verlegung ins Opel-Altwerk, in enger Absprache mit dem Eigentümer.
Zusammengefasst:
- Förderung der Kinder- und Jugendarbeit in den Stadtteilen und -bezirken
- Aufrechterhaltung und Förderung von sozial tätigen Vereinen
- Ausbau von Präventionsangeboten (u.a. Streetwork, Jugendhäusern)
- Wertschätzende und – vor allem – vergütete Erzieher*innenausbildung
- Erhalt von Großveranstaltungen durch klimatische Anpassungen in der Planung
- Verlagerung des Weihnachtsmarkts auf den Marktplatz oder das Opel-Altwerk
Kultur, Sport, Ehrenamt
Beim Eigenbetrieb Kultur123 muss auf weite Sicht nachgebessert werden, das betrifft zum einen die Transparenz bei Vergabeprozessen – wobei auch städtische Vergaben überarbeitet werden müssen –, aber zum anderen auch die täglichen Verwaltungsprozesse. Der Weiterbetrieb des Stadttheaters soll weiter gewährleistet werden, indem vor allem das sanierungsbedürftige Gebäude hergerichtet wird. Ebenso soll der Fokus bei der Arbeit des Eigenbetriebs auf die Angebotsnutzenden gerichtet werden, d.h. indem die Programmplanung in enger Absprache mit Rüsselsheimer Schulen und Institutionen geschieht, Bühnen und Flächen lokalen Künstler*innen zur Verfügung gestellt werden, die Stadtbibliothek mehr und mehr zu einem Dritten Ort ausgebaut und die Kursplanung der Volkshochschule in engerer Absprache mit der Volkshochschule des Kreises umgesetzt wird.
Die musealen Angebote der Stadt, in Form des Stadt- und Industriemuseums und der Opelvillen, muss weiter ausgebaut werden, indem Kooperationsmodelle mit Schulen vertieft werden und die Zusammenarbeit mit anderen relevanten städtischen Ämtern gefördert wird. Im Fall der Opelvillen ist es unabdingbar, nach dem Rückzug der Firma Opel als Stifterin neue Förder*innen und Stifter*innen zu gewinnen, um den Weiterbetrieb sowie vor allem den Gebäudeerhalt leisten zu können.
Im sportlichen Bereich muss nachhaltig das Nachwuchspotenzial gefördert werden, indem weitere Fördermittel und Räumlichkeiten zu Verfügung gestellt werden. Gerade die Zugänglichkeit für Vereine in städtische Sportstätten (Großsporthalle, Schwimmbad, Stadion) muss erhöht werden. Die Sanierung der Großsporthalle und dadurch das Ermöglichen großflächiger Veranstaltungen in dieser muss dabei eine erhöhte Priorität haben. Sportstätten im öffentlichen Raum müssen ebenso ertüchtigt oder bei Bedarf auch ergänzt werden. Als Vorbild kann hier der Bewegungsparcours am Horlachgraben herangezogen werden.
Vereine und Verbände, die im sozialen und präventiven Bereich arbeiten, müssen zukünftig mit der vollen Unterstützung der Stadt rechnen können, ob nun bei finanziellen Zuschüssen oder der Bereitstellung von Räumlichkeiten. Gerade hier geschieht unverzichtbare Arbeit, die nicht – schon gar nicht von der Stadtverwaltung oder -politik – als selbstverständlich angesehen werden soll.
Zusammengefasst:
- Prozessoptimierung beim Eigenbetrieb Kultur123
- Kooperationsmodelle für Stadt- und Industriemuseum und Opelvillen
- Gewinnen neuer Förder*innen und Stifter*innen für den Weiterbetrieb der Opelvillen
- Ausbau von Sportmöglichkeiten im öffentlichen Raum (Bsp. Bewegungsparcours Horlachgraben)
- Erweiterte Zugänglichkeit städtischer Sportstätten (Stadion, Großsporthalle, Schwimmbad)
- Wertschätzung ehrenamtlicher Vereine durch finanzielle Förderung und/oder Bereitstellen von Räumlichkeiten, Sportstätten etc